Uwe Christiansen’s Fine Drink & Cocktails in Hamburg

Schärfe trifft Shaker: Spicy Cocktails

Dec 31, 2024Mia Voß
Bei Fragen zu Cocktails ist er genau der Richtige:  Uwe Christiansen, Barkeeper und Besitzer des Christiansen’s Fine Drink & Cocktails in Hamburg, ist ein Urgestein der Mixologen-Szene. Wer, wenn nicht er, kann uns an Silvester dabei helfen herauszufinden, wie wir das gewisse Feuer in unsere Drinks bringen. Lass dich in eine Geschichte voller Leidenschaft und dem subtilen Einfluss von Schärfe entführen – perfekt für einen unvergesslichen Jahreswechsel!

 

Schärfe kann einen Cocktail entweder dominieren oder ergänzen. Wie findest du die perfekte Balance zwischen diesen beiden Polen?


Wir setzen auf Zutaten, die leicht zu dosieren und verfügbar sind. Lieber als Tabasco verwenden wir zum Beispiel Tabata, eine scharfe Würzsauce, die weniger essiglastig ist. Daneben nutzen wir frische Chilis, Pfeffer und manchmal auch spezielle Liköre. Wenn ein Drink eine leichte Ingwer-Schärfe haben soll, greifen wir auf Ingwerlimonaden, Ingwerliköre oder Ginger Ale zurück.

In Südamerika, besonders in Mexiko, gibt es scharfe Liköre, die in Europa noch unbekannt sind. In Christians Bar können Gäste sie probieren ganz ohne teuren Flug.

 

Gibt es einen Trick, um den Gästen die Kontrolle über die Intensität zu geben?

Ja, indem wir frische Thai-Chilis verwenden. Wir hängen sie entweder ins Glas oder setzen sie leicht angeritzt auf einen Stick. So kann der Gast die Chili entfernen, wenn es ihm zu scharf wird. Bei Saucen ist das schwieriger, weil die Schärfe einmal gemischt nicht mehr veränderbar ist. Daher sind wir bei Bloody Marys eher zurückhaltend und bieten Tabasco oder andere Würzmittel separat an – so kann jeder nachwürzen, aber nicht überwürzen.


Hast du weitere Tipps zur Verwendung von Saucen in Cocktails?

Bei Saucen hilft es enorm, den Cocktail gut zu mixen, damit sich die Schärfe gleichmäßig verteilt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Drink entweder zu lasch oder punktuell zu scharf wird.


Was ist deine Meinung zu scharfen Glasrändern?

Eher kritisch. Ein scharfer Rand kann schnell unangenehm werden, weil der Gast schon beim ersten Schluck brennende Lippen bekommt. Da muss man sehr vorsichtig dosieren, und auch das ist schwer individuell zu treffen. 

 

Hot Take: Du willst scharfes Kribbeln am Glasrand ohne Feuerschock? Probiere doch mal den Tajín Chili Salzumrander. Er bietet die perfekte Mischung aus Salz, Limette und Chili für einen feurigen Twist. Ob Margarita oder Bloody Mary, mit diesem Highlight wird jeder Drink zum scharfen Hingucker! 

 

Du sammelst zwar keine Spirituosen im klassischen Sinne, doch deine Bar ist randvoll mit Flaschen aus aller Welt – darunter auch scharfe Kreationen. Wie kommt das?

Für mich geht es darum, etwas Besonderes zu bieten und den Gästen neue Erfahrungen zu ermöglichen. Ich habe das Glück, in vielen Teilen der Welt gearbeitet zu haben, und dabei immer interessante Spirituosen entdeckt, die ich gerne hierher bringe. Aber das Faszinierende ist nicht nur das Sammeln, sondern vor allem der Austausch mit den Gästen. Neulich hatte ich zum Beispiel einen Argentinier, der den klassischen argentinischen Drink – Fernet Branca mit Cola – bestellte. Als ich ihm diesen Drink servierte, war er überrascht, dass ich den genau so kannte. Es macht einfach Spaß, den Gästen etwas aus ihrer Heimat anzubieten und ihre Reaktionen zu sehen. Diese Verbindung von Flasche und Geschichte, die für die Gäste eine kleine Reise bedeutet, ist das, was meine Arbeit so spannend macht.


Wo siehst du die Zukunft der Spirituosenwelt und besonders die der scharfen Zutaten?

Der Trend geht in Richtung experimentelle Aromen und regionale Einflüsse. Schärfe wird dabei zunehmend wichtiger, aber auch gut ausbalanciert. Die Herausforderung ist, die richtige Menge an Schärfe zu finden, die den Geschmack unterstützt, ohne zu dominieren. Auch wenn nicht jeder Gast scharfes Essen oder Getränke mag, schärfere Cocktails sind eine interessante Herausforderung, die immer wieder zum


Worauf achtest du im Allgemeinen der Entwicklung eines neuen Cocktails?

Wenn ich einen Cocktail entwickle, hängt alles davon ab, für wen und zu welchem Zweck der Drink gedacht ist. Viele vergessen, dass Cocktails oft für den Endverbraucher entwickelt werden und auch für diesen nachmachbar sein sollten. Was bringt es, einen Cocktail mit speziellen Zutaten zu kreieren, wenn keiner sie zu Hause nachkaufen kann? Das gilt auch für Wettbewerbe – manchmal gewinnen Cocktails, die niemand je nachmachen wird, weil man an die Zutaten kaum herankommt.

Uwe Christiansen’s feuriger Rojo-Cocktail
Das Rezept für Uwe Christiansen’s feurigen Rojo-Cocktail
  • 2 cl Aperol
  • 2 cl Licor 43
  • 10 cl Champagner
  • 1 cl Erdbeersirup
  • Eiswürfel
  • 1 Chilischote
  1. Sektglas mit Eiswürfeln vorkühlen. Währenddessen Chilischote waschen, anritzen und auf einen Holzstock spießen.
  2. In einem Shaker 2cl Aperol und 2 cl Licor 43 mixen.
  3. Eiswürfel aus dem Sektglas entfernen. Die Chilischote samt Hozstick ins Glas geben und mit der Mischung begießen. Das Glas mit ca 10 cl gut gekühlten trockenen  Champagner auffüllen.
  4. Zuletzt Erdbeersirup am Glasrand runterlaufen lassen, sodass sich unten im Glas ein Pool bildet.
  5. Mit Chilischote weiter verrühren oder entfernen, falls es zu feurig wird.
Uwe Christiansen Portrait

 

Uwe Christiansen ist mehr als ein Barkeeper, er ist eine Hamburger Legende– und das seit unglaublichen 45 Jahren. Als Besitzer einer einzigartigen Bar in Hamburg begeistert er seine Gäste nicht nur mit handwerklichem Können, sondern auch mit seiner unaufdringlichen, persönlichen Note. Mit einem feinen Gespür für Aromen schafft er Cocktails, die überraschend und geschmacklich ausgewogen sind. Er liebt den Austausch mit internationalen Gästen, die ihn immer wieder neu inspirieren. So ist seine Bar mehr als ein Ort für besondere Getränke. Es ist ein Ort für Geschichten und Begegnungen – ein lebendiger Treffpunkt für Genießer, Heimatsuchende und Neugierige.
 

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